Voltaire: Sämltiche Romane und Erzählungen in zwei Bänden,   
Parkland-Verlag, 1997 ca. 950 Seiten in kleine Appetithappen unterteilt

28 kurze bis mittellange Werke mit dem typischen Voltair´schen ironischen bis sarkastischen Humor, der in dieser Form kaum wo anders zu finden ist.
Ergänzt durch zwei Biographien:
Zum einen
“Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Herrn de Voltaire. Aufgezeichnet von ihm selbst”
sowie “Voltaire und seine kleinen Romane” von Prof. Dr. Victor Klemperer

Am bekanntesten aus der Sammlung dürfte wohl der Roman “Candide oder der Optimismus” sein.
Ich möchte hier weniger auf die Inhalte als mehr den Zusammenhang eingehen. Voltaire zeigt dem Leser seiner und auch unserer Zeit, wie blödsinnig Schrift und Tat in der christlichen Religion als soche und insbesondere die Institutionen der Kirche meistens ist. Es hält seiner Gesellschaft einen Spiegel vor, indem er ihre Prinzipien durch konsequente Anwendung als widersinnig und unvernünftig entlarvt oder zeigt durch fremdländische Charaktere, die unsere Kultur erkunden wie grausam, gewalttätig und unmenschlich die Kirche gegen Nonkonformisten vorgeht.
Voltaires (damals gezwungenermaßen) indirekte, aber deutliche und scharfzüngige Kritik an den Widersachern der Aufklärung hat zu großen Teilen heute immer noch nicht an Aktuallität verloren. Denn er beschäftigt sich im Zuge der Widerspiegelung der Gesellschaft auch mit dem Wesen des Menschen. So ist immer eine angemessene Vorsicht geboten, mit wem man sich einläßt, den die scheinbaren Freunde können sich unter anderen Umständen auf einmal als recht fremdartig und gefährlich entpuppen. Auch wenn Voltaire einen Charakter Gut-sein-wollend beschreibt, können ihn doch äußere Gegebenheiten, wie Zwänge seiner Kultur, ihn zum unangenehmen Zeitgenossen machen. Diese und weitere sind sicher Zusammenhänge, die auch heute noch aktuell sind.

Die Geschichten spiegeln zudem vielfach anekdotenhaft Weltanschauungen wieder. Vor allem die Unbeeinflußbarkeit des persönlichen Schicksals wird thematisiert. Wie man sich auch anstrengt, hat man sein Glück persönlich oft nicht in der Hand, sondern ist den Mächten um einen herum ausgeliefert. Und diese (Kirche und andere Mächtige, sowie Natur) sind nicht sonderlich gütig und weise.  Der Teufel steckt bei Voltaire im Detail. Kommt es einmal schlimm für eine Romanfigur, so kommt es im nächsten Moment noch schlimmer. Für gewöhnlich ohne eigenes Verschulden. So kann es aber auch ein HappyEnd geben. Dies hört sich zunächst sehr pessimistisch an, aber Voltaire schafft es meißt auf eine unvergleichlich raffinierte Weise diese Message erheiternd zu verpacken. Es handelt sich auch nicht um Tragödien mit Desaster-Ende. Manchmal gehts nach einigen Wirren gut und manchmal geht es weder gut noch schlecht aus für die Charaktere. Für gewöhnlich haben sie was dabei gelernt und mit ihnen der Leser. Eine meiner Meinung nach realistische Weltsicht durch Übertreibungen und die unterschiedlichsten Erzählformen dem Leser beeindruckend anschaulich gemacht.

Als Nachteil der Reihe kann man ansehen, daß sich der Stil und die Message teilweise in den unterschiedlichen Geschichten widerholen. Die Verpackung ist jedoch vielfältig. Von Märchen wie aus  1000 und 1 Nacht bis Reisebericht in Romanform. Wenn man nicht einen gewissen Reiz an “Candide” oder “die Prinzessin von Babylon” empfindet, wird sich vermutlich bei den weiteren Geschichten keine Besserung einstellen. Dennoch sind die Geschichten, vielleicht als Abend- oder Urlaubslektüre, wegen ihrer unterschiedlichen Länge stets gut verdaubar. Und man hat das Gefühl was intelligentes gelesen zu haben. Voltaire vermittelt eine aufgeklärte Art die Welt zu sehen. Davon kann man etwas für sich mitnehmen.
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